Haltung eines neuen aquatistischen Farnes: Hymenasplenium obscurum (vorher als Crepidomanes auriculatum oder Asplenium cf. normale bezeichnet)

In der Vielzahl der für das Aquarium erhältlichen Wasserpflanzen findet sich seit kurzem eine neue Art auf dem deutschen Markt. Einzelne Exemplare wurden erstmals Ende 2011 aus Nord-Thailand und Taiwan importiert, kleinere Stückzahlen für den Aquarienhandel folgten Mitte 2012; diese wurden über die Fa. Dennerle vertrieben. Bei dieser Art handelt es sich um einen Farn, nämlich Hymenasplenium obscurum. Auf einschlägigen Seiten wurde diese Pflanze zuvor als Crepidomanes auriculatum oder Asplenium cf. normale bezeichnet. Erstmals wurde diese Pflanze von Dr. Christel Kasselmann aquaristisch beschrieben (DATZ 08/2011: Christel Kasselmann: „Asplenium cf. normale. Ein neuer Farn für die Aquaristik“ und DATZ 06/2012: Christel Kasselmann: „Hymenasplenium obscurum. Der in DATZ 8/2011 vorgestellte neue Streifenfarn wurde endgültig bestimmt“). Auch im Wasserpflanzenforum Flowgrow wurde dieser Farn diskutiert.

Laut diesen Artikeln wurde von Dr. Kasselmann festgestellt, dass dieser Farn gut submers bei mittlerer Lichtstärke ohne CO2-Düngung gedeiht. Er wird als generell wenig anspruchsvoll beschrieben, ähnlich den aquaristisch weit verbreiteteren Farnarten Microsorum pteropus (Javafarn) und Bolbitis sp.. Wie auf den bekannteren Arten bilden sich auf alten Blättern Adventivpflanzen und er ist somit sehr vermehrungsfreudig. Das Rhizom dieses Farns wächst horizontal und führt kriechend an Wurzeln und anderem Holz entlang.

Als Wasserparameter aus dem Ursprungshabitat wurden von Dr. Kasselmann folgende Werte angegeben:
pH 7.8, GH 3, KH 2, Leitwert 80 µs/cm

Mitte 2012 konnte ich von aqua! nano and more ein schönes Exemplar dieses Farnes erwerben. Die vom Händler zur Verfügung gestellten Fotos zeigen den sehr guten Ausgangszustand kurz nach dem Import.

Dieser Farn wurde teils vom Holz abgelöst und in mehrere Fragmente zerlegt; dabei wurde darauf geachtet, dass immer Rhizombestandteile nebst Blättern auf jedem Fragment vorhanden waren.
Die Pflanzenfragmente wurden anschließend in verschiedene Aquarien überführt:

Aquarium A: pH 7.8, GH 10, KH 6, Leitwert 1000 µS/cm (Natrium-Ionen aufgrund eines vorgeschalteten Ionentauschers im Überschuss). Schwache Beleuchtung durch Wasserpflanzendecke.
Aquarium B: pH 7.5, GH 5, KH 1, Leitwert 280 µS/cm. Mittlere Beleuchtung.
Aquarium C: pH 6.0, GH 5, KH 1, Leitwert 280 µS/cm. Mittlere Beleuchtung
Aquarium D: pH 8.0, GH 6, KH 3, Leitwert 600 µS/cm. Mittlere Beleuchtung

Nach 6 Monaten waren die Ergebnisse wie folgt (siehe Abbildung A, B, D):
Aquarium A: Adulte Blätter der Pflanze zersetzt, bilden aber trotzdem wenige Adventivpflanzen. Neue Triebe wachsen langgestreckt und mit kurzen Blättern.
Aquarium B: Alte Triebe bleiben erhalten, neue Triebe von gleichem Habitus wie alte. Keine Adventivpflanzen
Aquarium C: Vollständige und restlose Zersetzung der Pflanze nach ca. 3 Monaten abgeschlossen (nicht dargestellt)
Aquarium D: Alte Triebe bleiben erhalten. Statt neuen Trieben aus dem Rhizom entstehen allerdings massive Mengen an Adventivpflanzen.

Interessant ist zudem, dass der Habitus der Adventivpflanzen dem Habitus der adulten Pflanzen nicht ähnlich sieht; statt farnartigen Wedeln entstehen gefiederte Blätter. Ob der Habitus sich mit zunehmendem Alter noch verändert, bleibt zu beobachten. Die Entwicklung von Adventivpflanzen an den Blättern der adulten Pflanzen ist in Abbildung E und F dargestellt.

Abschließend lässt sich sagen, dass diese Pflanze am besten unter basischem pH (pH > 7.0) bei weichem Wasser (geringe GH, KH und Leitwert) am besten gedeiht.
Falls ihr diese Pflanze auch gehalten habt, würde ich mich über eure Erfahrungen freuen.